Analfistel

Unter einer Fistel wird in der Medizin stets eine Verbindung zwischen zwei Strukturen verstanden, die physiologischerweise keine Verbindung besitzen. Eine solche kann entweder absichtlich, durch ärztliches Zutun geschaffen werden, oder aber sie entsteht ungewollt wie beispielsweise im Falle der Analfistel. Bei dieser Analerkrankung entstehen vorwiegend durch Entzündungen und Abszesse in der Schleimhaut des Enddarms kleine tubuläre Gänge, die ausgehend von der Schleimhaut des Enddarms entweder in tiefer liegende Gewebestrukturen oder an die Hautoberfläche im Bereich des Afters reichen. Da über diese Ausführungsgänge Blut, Stuhl, Eiter oder Wundsekrete austreten können, werden sie als sehr unangenehm und als hygienisches Problem wahrgenommen und können häufig auch mit lokalen Schmerzen einhergehen.

Was ist eine Analfistel?

Als Analfistel werden schlauchförmige Gänge bezeichnet, die sich in Folge pathologischer Entzündungsvorgänge ausgehend vom Analkanal ins umliegende Gewebe bilden.

Um zu verstehen was solche Fisteln sind und welche Arten es gibt, ist es hilfreich den ungefähren Aufbau des Rektums und des Analkanals zu kennen: Der Analkanal schließt direkt an den Enddarm an und ist von einer zarten Schleimhaut überzogen. Am Übergang zwischen Rektum und Anus gibt es in der Schleimhaut mehrere kleine kryptenartige Vertiefungstaschen, in denen zahlreiche Sekret produzierende Drüsen verborgen sind. Direkt unter der Schleimhaut liegen sowohl weiter innen und als auch direkt am Ausgangsbereich des Afters arteriell-venöse Gefäßpolster (die sogenannten Hämorrhoidalpolster), die für die Blutversorgung der Schleimhaut, der Muskulatur und den Nerven aber auch für die Feinabstimmung der Kontinenz dienen. Diese Gefäßpolster wiederum sind umschlossen von unterschiedlichen Muskeln (innerer und äußerer Schließmuskel), die sowohl willkürlich als auch unwillkürlich den Analkanal verschließen können.

Analfisteln bilden sich nun ausgehend vom Lumen des Anus also von der Schleimhaut in Richtung Tiefe – entweder um die Hämorrhoidalpolster oder auch tiefergehend um die Muskulatur in das umliegende Gewebe. Man unterscheidet daher folgende Formen der Analfisteln:

  • subanodermale, oberflächlich gelegene Fisteln, die direkt unter die anale Schleimhaut reichen und unterhalb der Muskeln enden.
  • intrasphinktäre Fisteln, die zwischen die beiden Schließmuskeln reichen
  • suprasphinktäre Fisteln, die um den äußeren Schließmuskel reichen
  • extrasphinktäre Fisteln, die keine Lagebeziehung zu den Schließmuskeln haben, sondern tiefer ins umliegende Gewebe führen.

Ein weiteres Unterscheidungskriterium ist der Weg, den die kleinen Fistelgänge nehmen. Diese können sich entweder an die Hautoberfläche arbeiten und somit einen tatsächlichen Ausführungsgang darstellen (komplette Fistel), oder blind im Gewebe enden (inkomplette Fistel).

Welche Ursachen führen zu Analfisteln?

Die Ausbildung der kleinen Fistelgänge erfolgt meist im Rahmen eines Analabszesses, also einer Entzündung und Eiteransammlung, die sich meist ausgehend von den analen Drüsen bildet. Von außen, also über den After, können Bakterien und Viren leicht ins Innere des Anus eindringen und finden in den kleinen verborgenen Drüsentaschen Gelegenheit, um sich hier zu vermehren und eine lokale Entzündung und Infektion auszulösen. Der Körper reagiert auf diese Infektion mit der Abkapselung des entzündlichen Gewebes, wodurch ein Abszess entsteht. Bleibt dieser unbehandelt, kann der Abszess größer werden und sich in Richtung des schwachen umgebenden Gewebes ausbreiten, bei länger andauernden, chronischen Stadien kann es dann schließlich zur Ausbildung der kleinen Fistelgänge kommen. Nicht jeder anale Abszess muss allerdings mit einer Fistelentstehung einhergehen, die Fisteln wiederum begünstigen allerdings das Einnisten von unterschiedlichen Erregern und die Ausbildung weiterer Infektionen und Abszesse.

In seltenen Fällen entstehen Analfisteln nicht durch vorangegangene Entzündungen, sondern lassen sich auf andere anale oder rektale Erkrankungen wie beispielsweise chronisch entzündliche Darmerkrankungen zurückführen.

 

Ist eine Analfistel gefährlich?

Analfisteln sind insofern gefährlich, als dass sie sich nicht von alleine zurückbilden, sondern weitere Infektionen und eine Chronifizierung der Entzündungsvorgänge begünstigen. Dabei dringen die Fistelgänge und die infektiösen Abszesse immer weiter ins Gewebe vor und können zu einer nachhaltigen Schädigung der Drüsen und der Muskulatur führen.

Wie häufig kommt eine Analfistel vor?

Etwa zwei bis drei Prozent aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Analfisteln, Männer sind aufgrund der Tatsache, dass sie deutlich mehr Sekretdrüsen im Anusbereich besitzen als Frauen, etwa dreimal häufiger betroffen.

Was sind die Folgen von unbehandelten Fisteln?

Die Folgen von unbehandelten Analfisteln sind wiederkehrende, teils auch schwere Infektionen und Abszessbildungen, die das Gewebe schädigen, schmerzhaft sind und den Leidensdruck deutlich erhöhen.

Wie äußern sich Analfisteln?

Die Symptomatik von Analfistel unterscheidet sich, je nachdem, ob es sich um ein akutes Entzündungsstadium handelt, oder nicht. Das akute Entzündungsstadium äußert sich durch Schmerzen im Anusbereich, durch Unwohlsein, Fieber und Schwäche.

Gegebenenfalls kann es auch zu Einrissen im Gewebe und zu analen Blutungen kommen. Die Fistelgänge selbst werden symptomatisch, je nachdem, wo sie enden – bei Ausführungsgängen, die direkt an die Hautoberfläche reichen, sind diese Öffnungen in der Haut mit freiem Auge deutlich erkennbar. Da die analen Drüsen weiterhin Sekrete produzieren, kann dieses wie auch Eiter oder Blut über die Fisteln an die Hautoberfläche dringen. Merkbar werden die Fisteln also durch nässende Stellen der Haut und den After, durch Juckreiz oder durch ein Brennen.

Wie wird eine Analfistel diagnostiziert?

Die Diagnostik einer Analfistel erfolgt sowohl durch eine ausführliche Anamnese der aktuellen Beschwerden als auch durch eine Inspektion der Region. Bei kompletten Fisteln sind die Ausführungsgänge um den After mit freiem Auge bereits sichtbar und die Diagnose recht schnell klar. Bei Fistelgängen, die nicht bis an die Oberfläche reichen, ist eine weiterführende proktologische Untersuchung mit einem Proktoskop, bei der die Schleimhaut des Anus genau betrachtet werden kann, notwendig. Hierdurch können gleichzeitig auch akute Entzündungen und Abszesse der Schleimhaut begutachtet werden. Liegt der Verdacht auf einen Abszess oder komplexere Fistelgänge vor, sollte darüber hinaus auch eine Bildgebung durchgeführt werden, um die Tiefe des Abszesses und der Fisteln einschätzen zu können.

Häufig wird im Zuge der Diagnostik einer Analfistel auch eine weiterführende Koloskopie durchgeführt, die die Möglichkeit verschafft, sich einen Überblick über die Darmschleimhaut zu machen, eventuelle Polypenbildungen, Infektionen oder entzündliche Veränderungen zu beurteilen und gegebenenfalls auch nachfolgend behandeln zu können

Wann sollte man zu einem Arzt gehen?

Grundsätzlich sollte jeder Verdacht auf eine Analfistel ärztlich abgeklärt werden, da einer solchen in der Mehrzahl der Fälle entweder eine (chronische) Entzündung beziehungsweise Abszessbildung der Analregion vorliegt oder diese auf dem Boden einer anderen Darmerkrankung entstanden ist. Um hier keine chronisch entzündliche Darmerkrankung zu übersehen, ist eine Diagnostik stets sinnvoll.

Zu welchem Arzt sollte man gehen?

Ansprechpartner ist in erster Linie der Hausarzt, der in der Regel weiter zu einem chirurgischen Spezialisten (Proktologen) verweist. Die meisten Proktologen sind an eine chirurgische Abteilung eines Krankenhauses angebunden, wo sie – falls notwendig – die Operation durchführen.

Wann muss eine Fistel operiert werden?

Zwar können sich kleinere Entzündungsherde um die Analdrüsenregion von selbst zurückbilden, größere Abszesse sind jedoch sehr resistent und heilen nur selten von selbst aus. Selbiges gilt für Analfisteln, diese verbleiben im Gewebe und bilden sich nicht zurück, weshalb auf jeden Fall eine chirurgische Intervention erfolgen muss.

Wie kann eine Analfistel behandelt werden?

Für die Behandlung einer Analfistel existieren unterschiedliche chirurgische Vorgehensweisen, je nachdem, wohin sich die Fistelgänge ausgebildet haben und wie ausgeprägt und komplex der Befund ist.

Fisteln, die noch unterhalb des Schließmuskels liegen, werden gespalten und verheilen offen, Fisteln, die an die Sphinktermuskulatur heranreichen, müssen als Ganzes gemeinsam mit dem entzündeten Drüsengewebe entfernt (Fistulektomie) werden. Bei solchen komplexen Fisteln muss insgesamt insbesondere darauf geachtet werden, die Schließmuskulatur zu erhalten, beziehungsweise diese nach Entfernung des Fistelganges plastisch zu rekonstruieren.

Wie läuft die Operation ab?

Sowohl kleinere Fistelspaltungen als auch eine Fistulektomie werden unter Vollnarkose durchgeführt. Die Patienten und Patientinnen werden auf den Rücken gelagert mit hochgelagerten, leicht gespreizten Beinen, sodass der Zugang zum Anus für den Chirurgen erleichtert wird. Während der Operation können mit bestimmten Kontrastmitteln die Fistelgänge genau dargestellt werden, sodass der Chirurg einen genauen Überblick darüber hat, welches Vorgehen zu wählen ist. Die Operation erfolgt in jedem Fall im Rahmen eines stationären Aufenthaltes.

Wie lange dauert der Krankenhausaufenthalt nach einer Fistel-OP?

Zwar handelt es sich bei einer Fisteloperation um einen eher kleinen Eingriff, doch wird dieser unter Vollnarkose durchgeführt, weshalb ein stationärer Aufenthalt für mindestens eine Nacht zur Überwachung der Vitalparameter und zur optimalen Behandlung der Schmerzen angezeigt ist. Gegebenenfalls müssen intraoperativ Wunddrainagen eingelegt werden, die in den ersten Stunden nach der Operation noch Sekret und Blut abfließen lassen, auch diese sollten zumindest über eine Nacht belassen werden.

Was sind die Risiken und Nebenwirkungen der Behandlung?

Grundsätzlich ist die Behandlung einer Analfistel ein komplikationsarmer Routineeingriff, der gute Ergebnisse und Wundheilungsraten zeigt. Höhe und Art der Risiken der Operation sind abhängig von der Art der Analfistel. Insbesondere Fistelgänge, die bis an den Schließmuskel reichen, bringen bei Spaltung oder Entfernung die Gefahr mit sich, dass der Schließmuskel verletzt wird und nachfolgende Probleme bei der Kontinenz auftreten. Um dies zu verhindern, wurden spezielle Techniken entwickelt, bei denen – falls ein Teil des Muskels entfernt werden muss – der Restmuskel mittels Lappentechniken so vernäht wird, dass er gut verheilen und seine Funktion weiterhin ausüben kann.

Um eine optimale Wundheilung zu erreichen, ist insbesondere in den ersten Tagen nach der Operation eine sehr sorgfältige Analhygiene von höchster Bedeutung. Um die Wunde zu schonen, sollte mittels abführender Medikamente der Stuhl möglichst weich gehalten und eine direkte Manipulation der Wunde möglichst unterlassen werden. Empfohlen wird das mehrmals tägliche Ausspülen der Wunde mit klarem Wasser. Zur richtigen Wundpflege zählen darüber hinaus die Reinigung mit desinfizierenden Substanzen oder die Durchführung von Sitzbädern mit wundheilungsfördernden Zusätzen wie beispielsweise Kamille.

Welche Alternativen zu einer Operation gibt es bei Analfisteln?

Grundsätzlich stellt die Operation die einzige tatsächliche Heilung einer Analfistel dar. Nicht behandelte Fisteln neigen zum Rezidiv, es können sich also weitere Entzündungsherde und Abszesse ausbilden. Nur in seltenen Ausnahmen, wie beispielsweise völlig asymptomatischen Fisteln, die sich nicht entzünden, oder bei absoluter Verweigerung des betroffenen Patienten oder der betroffenen Patientin, werden Analfisteln nicht operiert. In solchen Fällen heißt es vielmehr, die Region regelmäßig kontrollieren und genau untersuchen zu lassen, um entzündliche Veränderungen rasch feststellen zu können.

Wie kann man Analfisteln vorbeugen?

Da es bislang nicht sicher geklärt ist, warum es bei manchen Menschen zur Ausbildung einer Entzündung der analen Sekretdrüsen kommt und bei anderen nicht, ist eine Vorbeugung nur bedingt möglich. Dass sich im Enddarm und im Anus zahlreiche Bakterien befinden, ist für den Bereich durchaus normal und stellt für den Körper in der Regel keine besondere Herausforderung dar. Möglicherweise aufgrund anatomischer Verhältnisse beziehungsweise aufgrund der individuellen Stuhlgewohnheiten können sich dennoch Entzündungen der

Drüsentaschen

Als begünstigende Faktoren werden folgende Faktoren angenommen:

  • Übergewicht
  • bestimmte Ernährungsgewohnheiten
  • sitzende Tätigkeiten
  • Mangel an Bewegung und Sport
  • Rauchen
  • Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen.

ausbilden.

Welche Produkte eignen sich zur Pflege der Analregion?

Unterschiedliche Analpflegeprodukte in Formen von Salben und Cremes können zum einen schmerzlindernd (Posterisan akut mit Lidocain, Rektalsalbe) oder pflegend (Posterisan protect, Rektalsalbe) wirken und dadurch bei unterschiedlichen Analerkrankungen wie auch der Analfistel unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Insbesondere bei Vorliegen einer Analfistel stellt die Behandlung mit Cremes und Salben jedoch keine Heilung dar und sollte nur begleitend zu einer chirurgischen Therapie erfolgen.

Wie viel kostet die Behandlung von Analfisteln und werden die Kosten durch die Krankenkassen übernommen?

Die allermeisten Analfisteln sind symptomatisch und daher zwangsläufig behandlungsbedürftig, weswegen die Kosten für Diagnostik, die Operation und Nachbehandlung durch die Krankenkassen übernommen werden. Gegebenenfalls kann es jedoch zu längeren Wartezeiten vor der OP kommen.